(29.08.2020, 14:31)bluecat schrieb: Das Speedped hat keinen "Sensor", sondern eben diesen "Gasgriff". Du kannst damit 45km/h fahren und brauchst dennoch die Beine nur symbolisch zu bewegen. Fast wie auf einem Töffli.
Dadurch leite ich ab, dass die beiden diametral unteschiedlichen Konzepte auch ganu unterschieldie Kunden ansprechen. Die Funktionslust hat beim Speedped einen deutlich höheren Stellenwert, so dass ich vermute, dass fast nur Männer über 45 Jahren zum Kundenkreis gehören. Mit dem neuen ST2 hatte ich keine Mühe, unter Last bergauf die Nabenschaltung zu Betätigen, aber da ist auch nur meine bescheiden Kraft auf dem Ritzel.
Die Domäne des Speedped sehe ich, wie auch @aurin mein, im stark coupierten Gelände. Soll zusätzlich noch ein Kinderanhänger gezogen werden, dürfte ein Speedped an einen Nebenstrassensteigung dennoch alle Tretmühlen verblasen.
Die enorme Reichweite mag es auch für Tourenfahrer interessant machen. Mit dem 45er zum Nordkap bei stetem Gegenwind in Lappland ist nun möglich. Die These, den maximalen Akku zu kaufen, um ihn dann nicht zu Nutzen, damit er länger hält, ist hingegen typisches Akku-Voodoo.
Zum Gasgriff: Es ist korrekt, theoretisch könnte ich ein Speedped so fahren. Keierlei Druck auf den Pedalen, sie einfach nur langsam im Freilauf mitbewegen. Der Motor leistet dann die am Poti eingestellte Leistung. Aber mit Betonung auf "könnte". Weil: Warum sollte ich das tun? Wenn ich nicht Velo fahren will kann ich auch gleich ein Elektroroller o.ä. kaufen. Zudem werde ich ohne Eigenleistung die maximale Geschwindigkeit nur schwer erreichen. Ich mit meinem Gewicht erreiche sie gar nicht. Zudem: Wenn ich so fahre lastet mein ganzes Gewicht auf meinem Axxxx auf dem Sattel. Es gibt keinerlei Druckentlastung über die Pedale. Das ist auf Dauer äusserst unbequem und macht auch keinen Spass. Das Konzept ohne Drehmomentsensor macht durchaus Sinn. Wenn ich hier im Forum die vielen Probleme mit falsch kalibrierten Sensoren lese dann ist die Umsetzung definitiv noch nicht wirklich "consumer friendly". Obwohl es kein Hexenwerk ist den Sensor mechanisch zu entspannen und zu korrekt zu kallibrieren.
Mann muss es einfach mal testen. Das Feeling ist defintiv anders als mit Drehmoment Sensor. Egal ob Mittel- oder Hinterradnabenmotor. Dem einen mag es gefallen, dem anderen nicht. Ich pers. habe mich sehr schnell daran gewöhnt und die Vorteile schätzen gelernt. Für mich ist das immer noch klar Radfahren.
Dass nur Männer über 45 zum Kundenkreis gehören sollen halte ich eher für ein Gerücht. Zumindest sagt mir die Begegnung mit anderen Kunden in Häuserenmoos etwas anderes. Ein Punkt ist sicher dass diese doch sehr teuren S-Pedelecs (und da sehe ich zwischen Stromer und Speedped keinen Unterschied) halt schon eine etwas kaufkräftigere Klientel anspricht.
Zum Akku-Vodoo: Jein.
Fakt ist:
Die maximale Lebensdauer, die eine Akkuzelle erreichen kann, wird ihr bei ihrer Herstellung durch ihre Chemie mitgegeben und ist fix. Da kann später nichts mehr optimiert werden, nicht eine Sekunde kannst du da herausholen.
ABER: Man kann diese maximal mögliche Lebensdauer durch das entsprechende Nutzungsprofil z.T. massiv verkürzen, locker auf unter 50 Prozent. Permanent hohe C Raten beim Laden und Entladen, ständig es Laden und Entladen bis an die theoretisch maximal möglichen Zell Ober- und Unterspannungen, sowie das Laden/Entladen in ungünstigen Temperaturfenstern können LiIon Zelle massiv in ihrer Lebensdauer beschneiden.
Telsa ist hier state of the Art. Im Netz gibt es genug Infos wie Tesla ihre Akkuzellen so schonend wie möglich behandelt.
Somit ist klar dass bei einem grösseren Akkupaket bei gleicher Entladelast die spezifische Last pro Zelle tiefer und damit schonender liegt. Speedped kennt sequentielles Laden. 65, 75 und 100%. Durch den sehr grossen Akku reicht mir für 90% der Fälle eine 75% Ladung mehr als nur, ich bin dann am Ende des Tages immer noch weit von einer tiefen Entleerung des Akkus weg. 65% sind für die Zeit im Winter, wenn das Speedped wenig gefahren wird und länger steht.
Das einzige was das Speedped nicht macht ist ein aktives Temparaturmanagement. Ist aber IMHO hier zu vernachlässigen: Einerseits sind die maximalen Entladeströme auch bei Vollast weit von denen eines Leistungsstarken Elektro Autos entfernt. Ich habe also kein grosses Risiko der Überhitzung. Im Gegenzug fahre ich bei 0° auch nur noch selten damit, und wenn kann ich es vor dem Laden erst mal in der Garage warm werden lassen.
Die Akkuschohnung ist aber nur ein willkommener Nebeneffekt: Schlussendlich habe ich den grossen Akku genommen um eine mögliche hohe Reichweite zu bekommen.