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ST3 Pinion 1‘000km mit dem ST3 Pinion – Bericht von der Testfahrt
#1
Information 
Am 21.8.2021 wurde der ST3 Pinion in Basel vorgestellt. Alles wie der bekannte ST3, aber mit Pinion Getriebeblock und Gates Carbonriemen.

Pinion& Gates = Der Heilige Gral der Velogemeinde - hier kurz erklärt:

Anstelle der Kette wird ein Zahnriemen aus Carbon verwendet. Anders als eine Kette, die mit Wechsler und Umwerfer ihre Position ändern kann, ist der Zahnriemen fix starr eingebaut. Sein Vorteil ist, dass er im Betrieb nicht länger wird (was eine Kette tut und so die Zahnräder beschädigt). Auch benötigt er keine Schmierung und wird gewaltsam in Position gehalten (während eine Kette schon mal abspringen kann).

Ein Riemen ist also nicht mit einem Schaltwerk kombinierbar. Die Lösung ist der Getriebeblock, bekannt unter dem Markennamen Pinion. Es ist ein Sequenzielles Getriebe, die Gänge müssen der Reihe nach durchgeschalten werden und es gibt keinen Leerlauf. Bedient wird das über einen Seilzug. Hier liegt  der einzige Unterschied zur Kettenschaltung: Es gibt zwei Seilzüge: Einen zum Hoch und einen zum Runterschalten.

Die Vorteile sind die Wartungsarmut, geringeres Verschmutzungsrisiko der Hosenbeine, keine Vereisungsgefahr und die Möglichkeit, im Stand den Gang zu wechseln - etwa wenn das Zurückschalten vor der Ampel vergessen ging.

Die Nachteile sind der schlechtere Wirkungsgrad, das grössere Gewicht, die grösser Spreizung am Tretlager (Q-Faktor) und die faktische Unmöglichkeit, unter Last runterzuschalten – wer erst in der Steigung merkt, dass der Gang zu gross, hat verloren.

Fahren mit dem Pinion, das mittels Drehgriff geschalten wird, benötigt keine Eingewöhnungszeit. Was wegfällt ist das Pedalmanagement, weil im Stand geschalten werden kann, geht es natürlich auch im Rollen.

Der ST3 Pinion ist der Stromer zum entspannten Cruisen – dank Overdrive kann im nur 60rpm 45km/h gefahren werden. Dies ist der entscheidende Vorteil gegenüber dem ST3 mit Kettenschaltung.


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#2
Äh ok, danke für die Infos.
Wo ist denn aber nun das im Titel erwähnte "1‘000km mit dem ST3 Pinion – Bericht von der Testfahrt"?
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#3
(02.09.2023, 14:50)liggi schrieb: Wo ist denn aber nun das im Titel erwähnte "1‘000km mit dem ST3 Pinion – Bericht von der Testfahrt"?

Ich habe in persönlichen Gesprächen gelernt, dass "Pinion" ausserhalb des Stromer Universums weitgehend unbekannt ist. Ich hätte auch Stromer hat einen Fluxkompensator sagen können, die Reaktionen wären die Selben.

Also weiter ausholen, bevor ich zur Sache komme.
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#4
Pinion ist auch ausserhalb des Stromerversum bekannt. 
Pinion gibt es schon ein paar Jahre und die haben schon vor Stromer ihre Getriebe in Kooperation mit kleinen Fahrradmanufakturen unters radelnde Volk gebracht. Ich bin 2017 das erste Mal Pinion mit dem Go SwissDrive bei Radrezept in Wangen( Allgäu) gefahren. Seitdem bin ich von Pinion überzeugt. Leider hat sich Radrezept aufgrund mangelnder Nachfrage auf Mittelmotoren umgestellt.

Klever hat auch schon vor Stromer auf Pinion gesetzt. Vor über drei Jahren konnte ich das X-Speed Pinion 6 Wochen testen.
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#5
Mir kam Pinion vor der Verbauung in manchen Stromer Modellen auch nicht unbekannt vor. Das hat man doch häufig gesehen in teuren Rädern meiner Meinung nach.
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#6
Das Setup des Stromer ist der ehrenvolle Teil des Verkaufs. Der Händler erledigt die Punkte gemeinsam mit dem Kunden - oder er rattert die Liste wie im Verkaufsgespräch runter und wünscht "Gute Fahrt!"

Zuerst die "Velo"-Dinge:

Zuerst stelle ich den Sattel ein: So hoch, dass ich beim pedalieren das Bein fast vollständig durchstrecken kann. Daraus folgt, dass ich beim Halten nicht abstehen kann. Der Sattel ist ein wenig höher als der Lenker.

Dann, wenn möglich, der Spiegel: Idealerweise ist er unter dem Lenker. Der Stromer ist schon breit genug und ich will im Stau nicht stecken bleiben oder irgendwo einfädeln.

Schliesslich, falls nötig, die Bremshebel. Ich will sie mit drei Fingern bequem greifen können. Da ich nicht auf einem MTB bin, liegt das drin. Beim Fahren habe ich die Finger dann immer in Bremsbereitschaft.

Nun das OMNI Display:

Den Tret-Sensor setzt ich zunächst auf 50. Als sich das als unbrauchbar erwies auf 75. Schliesslich musste ich, um auch bergauf fahren zu können, den Sensor auf 100, also Maximum stellen. Um gut auf 45km/h beschleunigen zu können, ist ebenfalls 100 erforderlich.

Um die Besonderheit des ST3 Pinion, den Overdrive, auch bei Stromer Tempo nutzen zu können, ist ebenfalls 100 notwendig.

Doch jehöher die Einstellung, desto höher der Verbrauch. Wem Reichweite wichtiger ist, wählt eine möglichst tiefe Einstellung. Wer sich beim Intervall-Pedalieren erwischt, fährt entweder im [3] statt im [2] oder hat zu hohe Sensorwerte.

Die Motorbremse setze ich sogleich auf 100. Davon ist nur die Wirkung der beiden Bremshebel betroffen. Der rechte fürs Vorderrad entwickelt mehr Bremskraft. Wer hier einen zu geringen Wert wählt, riskiert die Verglasung seiner Bremsbeläge - statt keine zu gebrauchen.

Den Startvorgang lasse ich mit "gesperrt" abschliessen. Dann muss zwar auch zu Hause den PIN eingeben, aber niemand kann nach einem Neustart einfach davon fahren.

Die automatische Sperre setzte ich auf 3' oder 5'; wenn ich davonlaufe sperre ich von Hand am Display.

Nun das BT-Pairing. Dazu stelle ich am Telefon das bluetooth auf "sichtbar" und starte den Vorgang am Stromer. Bei mir klappt es mit Apple schneller als mit Android. Im Shop hat es allerdings zahllose Stromer stehen, die dann angezeigt werden. Daher kann dieser Schritt auch anderswo gemacht werden.

Die bluetooth Empfindlichkeit setze ich auf 50. Manachmal ist auch 100 angesagt. Allerdings wird nicht permamanet nach BT-Geräten gesucht. So enstperrt sich der Stromer manchmal, wenn ich im Anmarsch bin und manchmal erst, wenn ich schon neben ihm stehe.

Bleibe ich mit dem Telefon im Empfangsbereich, entsperrt und sperrt sich der Stromer unkontrolliert. Bin ich etwa im Restaurant und der Stromer steht vor der Tür, ist es ratsam, am Telefon das BT auszuschalten. Die Lichtshow könnte sonst mehr Leute anlocken als gewollt.

Und schon sind wir bei der OMNI-App:

Das Werk fügt meiner OMNI-App die Test-Stromer meist schon im Voraus zu. Fall dieser Teil live gemacht wird, ist unter Umständen das Abrufen einer E-Mail notwendig. Also zuvor E-Mail auf dem Telefon einrichten. Ich bleibe so lange, bis der Stromer in der App drin ist. Es gibt keinen Grund, dass dies bei mir zu Hause besser gehen soll als im Shop.

Natürlich muss die App muss zuvor auf dem Telefon installiert sein! Das geht auch ohne Stromer.

In der App stelle ich Stufe [2] auf Schnee. Nicht weil es ständig schneit in Basel sondern weil ich in den Mixed Zones dann geruhsam unterwegs sein kann, ohne dass der Stromer mir davonrennt. Die erfolgreiche Übertragung an den Stromer zeigt mir, dass alles gut eingerichtet ist.

Alternativ kann in der Kartenansicht der Stromer mit dem Icon zum Blinken gebracht werden.

In der App gibt es noch mehr Sachen einzutragen, z.B. den automatischen Notfallkontakt bei Unfall. Dies kann bequem zu Hause gemacht werden. Auch am Display lassen sich weitere Sachen einstellen, die dem persönloichen Geschmack dienen.

Was ich noch brauche, ist das Nummernschild mit der Vignette drauf. Beides kann der Händler im Voraus besorgen. Den Fahrzeugausweis auch. Das Amt schickt dann jedes Jahr eine Rechnung für die Vignette. Nicht bezahlen reicht als Abmeldung.

Bei mir ist der Stromer Hausrat Ausser Haus, aber wer sonst keine teure Ausrüstung hat, fährt mit anderen Varianten vermutlich günstiger.

Wer nach der Prozedur den PIN noch weiss ist im Vorteil. App und Stromer laufen auch ohne Verbindung zueinander. Der Stromer sendet gewisse Fahrdaten an den Stromer-Server, von woaus die App sie bezieht. Der STromer läuft auch völlig ohne Telefon, falls dies gewünscht ist.


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#7
Endlich fahren!

Gleich im Stillstand die Schaltung probieren. Der Drehgriff rastet spürbar ein und will mit etwas Nachdruck bewegt werden. Der 4. Gang ist gut zum Anfahren sowie Stufe [3]. Hochschalten ist schnell erfoderlich, also Griff nach vorne drehen.

Natürlich ist es unmöglich, von 1 bis 9 alle Gäge durchzuschalten ohne nachzufassen. Aber ein Fall, wo dies nötig gewesen wäre, kam nie vor.

Vor oder in den Kurven wird zurück geschalten - ohne die Pedale zu bewegen. Wobei dies nicht ganz stimmt. Etwas Pedalmangement muss sein, um das kurveninnere Pedal nicht in den Boden zu hauen. Ist die Schräglage überschaubar, kann auch in den Kurven pedaliert werden.

In der Mixed Zone ins [2] gehen. Der Leelauf hat auch einen Freilauf, der etwas leiser ist als jeder des ST5. Es ist etwas Geräsuch erfoderlich, damit die Fussgänger die Fahrbahn freigeben. Die Hupe ist wie am ST5, jedoch lässt feuchte oder gar Nässe sie aber fast verstummen.

Der Lenker ist schon breit und der Spiegel ist nicht das beste Modell. So muss ich an der Engstelle warten, während der Food-Kurier auf seinem "Vollblut" locker durchfährt.

Die Roxim hat auch Lichthupe, aber die ist so schwach, dass noch nicht einmal die Verkehrsschilder reflektieren. Das Fernlicht in der Nacht fällt dann auch deutlich gegenüber der M99 Pro ab. Der schon öfters vorgebrachte Wunsch nach Optionaler Lichtverstärkung verpufft.

Der wesentliche Unterschied des ST3 Pinion zu allen anderen Stromer mit Kettenschaltung ist nicht der Riemen und der Getriebeblock sondern der Overdrive!

Zuerst im 8. Gang auf 45km/h beschleunigen, was etwa eine 75er Kadenz erfordert und dann in den 9. Gang, eben den Overdrive schalten, und mit einer Kadenz von etwa 60 cruisen.

Adieu Hamsterrad denke ich mir, aber es diese Fahrweise macht auch lahm. Bequemlichkeit hat ihren Preis. Bricht das Tempo auch nur etwas ein, ist es fast unmöglich, wieder zu Beschleunigen. Doch der Sprung in den 8. Gang ist riesig. An diesem Punkt ist der ST7 im Vorteil mit dem 12-Gang Getriebe.

Eine Landstrassensteigung erfordert natürlich auch Zurückschalten. Weil zuvor aber sehr entspannt gefahren wurde, können nun mehr eigene Kräfte mobilisiert werden. Der ST3 Pinion erscheint stärker als er ist.

Das Zurückschalten vor der Steigung ist elementar. Unter Last zeigt sich das Pinion manchmal ausserordentlich bockig. Da kann leicht der Schwung verloren gehen, bis der Gang eingelegt werden kann. Dies ist eine konstrukive Schwäche, die leider auch beim Beschleunigen in der Ebene, also unter moderarter Last auftraten kann.

Gegen Ende der Testperiode kam es vereinzelt zu Schaltfehlern. Nach dem Schaltvorgang und nach etwas Pedalbwegung kam es zu einem Schaltruck. Eventuell hat die Präzision des Drehgriffs nachgelassen.

Das Fazit ist: Der ST3 Pinion ist ein Cruiser. Nicht die verwinkelten Strecken mit ständigen Tempowechseln sondern die mehr offenen Routen sind seine Domäne. Das Fahren mit sehr niederer Kadenz ist entspannend - und es gibt keine Motorpulsation, die stören könnte.


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